Abschlussrede 2025

By 4. Juli 2025Juli 8th, 2025Aktuelles

Ihre Schulleiterin Simone Schumacher verabschiedet mit den folgenden Worten alle Absolventinnen und Absolventen des Abschlussjahrgangs 2025. Allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft sei damit auch ein glücklicher Sommer gewünscht. Für alle, die Ihren Weg an unserem OSZ weiterfortsetzen, können dieses Gedanken vielleicht auch Impulse und Motivation für neue Ziele geben.

Alles Gute!

SO perfekt

Liebe Absolventinnen und Absolventen,
liebe Eltern und Gäste,
liebe Kolleginnen und Kollegen,

heute ist der Tag des „Geschafft“, des „Gut gemacht“, des „Feierns“ und des „Dankens“ – ich heiße Sie ganz herzlich willkommen zur feierlichen Zeugnisübergabe/der Abiturzeugnisse des Abschlussjahrgangs 2025 am Oberstufenzentrum I Barnim.

Für Ihren Abschluss habe ich mir ein Lied von Caspar gewünscht – er singt über die Perfektion.
So perfekt soll dieser letzte offizielle Akt Ihrer Schulzeit hier am OSZ werden – nach hoffentlich perfekter Schulzeit und perfekten Prüfungen, nun der perfekte Abschluss für perfekte Lernende. Mmmh, ich glaube, ich habe eine schlechte Nachricht für Sie: Schule ist kein Ort für Perfektion. Und das Leben? Ist das Leben für Perfektion gemacht?

Ich habe mal die Künstliche Intelligenz gefragt. Das ist die Antwort von ChatGPT:

„Das Leben ist wahrscheinlich nicht ausschließlich auf Perfektion ausgelegt. Es ist vielmehr eine Reise voller Lernmomente, Fehler und Wachstum. Perfektion ist oft schwer zu erreichen, aber das Streben danach kann uns motivieren, unser Bestes zu geben. Wichtig ist, dass wir uns selbst akzeptieren und auch die Unvollkommenheiten schätzen, die das Leben so einzigartig machen.“

 

Bei Instagram oder TikTok treffen schöne, makellose Bilder von trendigen Outfits und perfekten Make-up-Looks, treffen Geschichten des scheinbar mühelosen Erreichens von Erfolg und Glück auf Breaking News mit Krieg, Hunger, Leid. Im Sekundentakt werden wir wechselweise überflutet mit Optimierungswahn und Katastrophenmeldungen. Was davon ist die Wirklichkeit?

In dieser Zeit des schnellen Wandels, der vielen Chancen, des immer Neuen ist es gar nicht so einfach, die wichtigste Frage im Auge zu behalten:

Wie bin ich in dieser Welt unterwegs?
Wie will ich in dieser Welt unterwegs sein?

 

„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut“ – ja, ich kann Ihnen heute anlässlich Ihres Schulabschlusses gerne ein paar weise Worte mit auf den Weg geben wie diese Goeth‘schen aus dem Jahr 1783. Und ja, sie
stimmen immer noch: Es braucht Ihre moralische Kraft, es braucht Ihren Fokus auf humanistische Grundwerte, es braucht Ihr klares Bekenntnis zur menschlichen Stärke, die in der Kooperationsfähigkeit der Menschen liegt, um all die riesigen Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft zu meistern.

 

In der Schule haben Sie das alles diskutiert, gelernt, bearbeitet – nun geht es für Sie hinaus in die Welt, um ins Handeln zu kommen, Gestalter zu werden. Einer der großen Themenkomplexe unserer Zeit ist die digitale Welt. Digitalisierung, Soziale Medien, Künstliche Intelligenz – Ihre Generation
hat die digitale Welt erobert. Aber, liebe Absolventinnen und Absolventen es braucht auch etwas

Weiteres und ich wünsche mir sehr, dass Sie dazu an unserer Schule gelernt haben: Erhalten Sie sich die Fähigkeit, auch das richtige – also das analoge Leben – genau zu beobachten und zu hinterfragen. Sehen Sie immer wieder hin! Wechseln Sie die Perspektive! Nehmen Sie wahr, was um Sie herum passiert! Gestalten Sie Leben! Und riskieren Sie etwas! Was, ich soll ein riskantes Leben führen?

Na klar! Nicht leichtsinnig oder gefährlich, aber mit Mut. Mut zum Ausprobieren, Mut zum Um-die-Ecke-Denken, Mut zur Ehrlichkeit. Mut, für das Richtige einzustehen. Mut, auch Schwäche zu zeigen. Mut zum Fehler und zur Unsicherheit. „Dem Mutigen gehört die Welt“, hat es Theodor Fontane mit einem einfachen Satz auf den Punkt gebracht. Viele hier im Saal sind heute vielleicht noch unsicher: Was mache ich jetzt mit diesem Abschluss? Was wird jetzt wichtig in meinem Leben? Welche analogen Spuren möchte ich hinterlassen? Ich kann Sie beruhigen: Diese Unsicherheit ist eine unserer ehrlichsten
Seiten. Wenn wir uns unsicher sind, werden die Spielräume groß für Neues. Statt immer nur perfekte Lösungen zu erwarten, ist es vielleicht ein guter Weg, das Leben als Suche zu verstehen:

 

Suche nach Sinn,
Suche nach Glück,
Suche nach Liebe
und auch die Suche nach uns selbst.

 

Erinnern Sie sich immer daran, dass das Leben ein Prozess des Entdeckens und Lernens ist, einmalig,
individuell und voller Wunder – trotz oder vielleicht auch gerade wegen seiner vielen Fehler und Probleme. Dafür wünsche ich Ihnen im Namen der ganzen Schulgemeinschaft allen Mut, Alles Glück!

Und dann tanzen SIE mit Casper:
„Doch wenn schon scheiße Tanzen dann so
Dass die ganze Welt es sieht
Mit Armen in der Luft, beiden Beinen leicht neben dem Beat
Und wenn du mit der Königin die Fläche verlässt
Sag dir, diese Welt ist perfekt
So Perfekt!“